Wir fordern das Verfassungsgericht auf, die Verfassungsbeschwerde von Andrea Burgos – einer afrokolumbianischen trans* Frau – zu überprüfen, die in Buenaventura ohne Beweise zu 10 Jahren Haft verurteilt wurde.
Die kolumbianische Pazifikregion ist ein Ort des Lebens, der Kultur und des Widerstands – aber auch geprägt von Ausgrenzung, Rassismus und der Verweigerung grundlegender Rechte. Der Fall von Andrea Burgos, einer schwarzen trans* Frau und Influencerin aus Buenaventura, macht diese Realität sichtbar. Ihre Geschichte zeigt, wie das kolumbianische Justizsystem weiterhin keine Gleichheit für alle Körper garantiert.
Andrea wurde zu fast 10 Jahren Haft verurteilt – ohne Beweise, ohne eine echte Verteidigung, und ohne jemals über das Verfahren informiert worden zu sein. Ihr Fall ist kein Versehen: Es handelt sich um einen Justizirrtum – eine Verurteilung ohne Gerechtigkeit, aber mit dem Anschein von Legalität. Der Staat brauchte Ergebnisse – und fand in Andrea das perfekte Opfer: rassifiziert, arm, dissident und ohne institutionelle Rückendeckung.
Von Anfang an war Andrea aufgrund ihrer Geschlechtsidentität Gewalt ausgesetzt. Sie wurde ohne Haftbefehl oder offensichtliche Straftat festgenommen, was ihr Recht auf Freiheit und ein faires Verfahren verletzte. Während der Festnahme wurde sie gedemütigt, geschlagen und verbal angegriffen. Man warf ihr vor, eine Waffe bei sich zu tragen – die nie auftauchte. Die transfeindliche Gewalt, die sie erlebte, wurde nicht korrigiert, sondern vom Justizsystem legitimiert.
Zentrale Fehlentscheidungen im Strafverfahren:
- Willkürliche Festnahme und transfeindliche Behandlung: Sie wurde unrechtmäßig ihrer Freiheit beraubt, ohne rechtliche Grundlage durchsucht und aufgrund ihrer Geschlechtsidentität misshandelt.
- Verletzung ihres Rechts auf Verteidigung: Obwohl es Möglichkeiten gab, sie zu erreichen, wurde nur ein Anruf unternommen – der unbeantwortet blieb. Weder das Gericht noch die Verteidigung bemühten sich weiter. Das Verfahren lief ohne sie weiter.
- Unverhältnismäßige Verurteilung: Andrea wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt – ohne Beweise, ohne ein faires Verfahren und ohne Berufungsmöglichkeit. Eine Richterin erklärte später, das Urteil sei unverhältnismäßig und ohne grundlegende Garantien erfolgt.
Andrea steht stellvertretend für viele Menschen, die an der Schnittstelle von Armut, Geschlecht und Rassifizierung leben. Ihr Fall zeigt, wie das Justizsystem jene schnell ausschließt und bestraft, die es als entbehrlich ansieht. Ihr Prozess verlief, als würde ihre Existenz keine Rolle spielen.
Das ist kein Einzelfall. In Regionen wie dem Pazifik tritt der Staat nicht mit Gerechtigkeit auf, sondern mit Strafe. Trans* zu sein, Schwarz zu sein, arm oder dissident – das reicht weiterhin aus, um verdächtigt, kriminalisiert und verurteilt zu werden. Andrea wurde nicht verteidigt – sie wurde geopfert.
Deshalb ist dieser Fall für Kolumbien von zentraler Bedeutung. Denn er zeigt: Wenn der Staat jemanden ohne Verteidigung, ohne Beweise und ohne Anhörung verurteilen kann, kann er es mit jeder Person tun, deren Stimme er für nicht hörenswert hält.