Malte C. muss für seine Zivilcourage das Bundesverdienstkreu

Die posthume Ehrung für Malte C. wäre eine wichtiges Zeichen für Zivilcourage und gegen die Diskriminierung und gegen Anfeindungen von LSBTIQ+ in Deutschland.

Münster im August 2022: Am Rande des CSD-Ständefests beschimpfte ein Mann mehrere Frauen u.a. mit den Worten „Lesbische Hure“, zudem ging er drohend auf sie zu, wie Zeug*innen berichteten. Malte C. war Teilnehmer des CSD und bewies Zivilcourage, indem er den Störer aufforderte, die Beleidigungen zu unterlassen. Doch der Pöbler griff den couragierten Mann daraufhin so brutal an, dass der 25-Jährige wenig später an den Folgen verstarb.

Der Tod des jungen trans* Mannes erschütterte Zivilgesellschaft wie Politik. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: "Ein junger Mann wird totgeschlagen, weil er anderen helfen wollte.“ Terry Reintke (Grüne), Co-Vorsitzende der LGBTI-Intergroup im EU-Parlament, würdigte anlässlich einer Trauerfeier den Mut des jungen trans* Mannes.

Zivilcourage ist selten in Deutschland. Zu oft schauen Menschen weg, wenn LSBTIQ+ oder Personen aufgrund anderer gruppenspefizischer Merkmale wie Herkunft oder Religion beleidigt werden oder ihnen Gewalt angetan wird.
Malte C. zahlte für seinen zivilcouragierten Einsatz mit seinem Leben. Wir wollen ihn und seinen Mut nie vergessen, denn sein Handeln ist Vorbild für uns alle

Darum schlägt MANEO Malte C. für das Bundesverdienstkreuz vor; auch wenn diese Auszeichnung in der Regel nicht posthum vorgenommen wird und die zu ehrende Person mindestens 40 Jahre alt sein sollte (1). Die posthume Ehrung wäre eine wichtiges Zeichen für Zivilcourage und gegen die Diskriminierung und gegen Anfeindungen von LSBTIQ+ in Deutschland. Mit Maltes Ehrung sollen Menschen ermutigt werden, gegen Hass und Gewalt gegen LSBTIQ+, insgesamt auch gegen vorurteilsmotivieren Hass einzuschreiten und die Vorfälle bei Anti-Gewalt-Projekten zu melden wie auch bei der Polizei anzuzeigen. (2)

Zu 1) Es gab bereits solche Ehrungen: Dominik Florian Brunner schritt am 12. September 2009 bei einer Auseinandersetzung an einem Münchener S-Bahnhof ein: Bei dem Versuch, 4 Schüler zu beschützen, wurde Brunner (50) schwer verletzt und verstarb wenig später im Krankenhaus an einem Herzstillstand. Ihm wurden postum zahlreiche Ehrungen für Zivilcourage zuteil, darunter das Bundesverdienstkreuz.
Jürgen Schumann war Kapitän der entführten Lufthansa-Maschine Landshut und wurde am 16. Oktober 1977 von Terroristen ermordet: Er durfte das Flugzeug verlassen, um das Fahrwerk zu kontrollieren. Doch er nutzte die Gelegenheit auch, über die Möglichkeit einer Freilassung der Geiseln zu sprechen. Deswegen musste er sterben, im Alter von nur 37 Jahren. Schumann erhielt posthum das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Zu 2) Bei den registrierten Straftaten gegen Mitglieder der LSBTIQ+-Communitys gab es laut Polizei im Jahr 2021 bundesweit eine Steigerung um rund 50 % auf 870 Delikte, im Bereich „Geschlecht oder sexuelle Identität" sogar um 66 %. Die Dunkelziffer ist enorm. Das belegen die Zahlen, die MANEO im Jahr 2021 allein für die Hauptstadt ermittelt hat. Hier wurden von uns 740 Fälle und Hinweise auf LGBTIQ+-bezogene Hassgewalt erfasst.

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"Malte hat genau das getan, was sich so viele Mitmenschen wünschen: Zivilcourage gezeigt, als andere angegriffen wurden. Dass er für diesen Mut sein Leben bezahlen musste, erfüllt viele mit unendlicher Trauer. Ihn auszuzeichnen wäre ein wichtiges Zeichen dafür, dass Mut und Liebe in unserer Gesellschaft immer stärker sein müssen, als all der Hass. Es wäre ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen, die ähnlich schreckliche Anfeindungen erleben mussten."
Nyke Slawik, MdB (Grüne)

"Mit der Auszeichnung stellt sich die Demokratie an die Seite von Malte C. eines Menschen, der ihre Werte verteidigt hat, auch wenn er leider alleine blieb, als sie in Gefahr gerieten. Das Verdienstkreuz soll dazu ermutigen, das Versprechen, dass niemand allein bleiben soll, wenn es um die Menschenrechte geht, selbst auch ernst zu nehmen. Wir alle haben es einzulösen."
Helmut Metzner, geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

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An Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, in der Vergangenheit haben Sie homofeindliche Herabsetzungen in Deutschland  als „Anschlag auf unsere Demokratie" bezeichnet und erklärt, Meinungsfreiheit sei „keine Legitimation" für LSBTIQ+-feindlichkeit. Wir können Ihnen hier nur zustimmen. Nun ist wieder ein Mitglied der LSBTIQ+-Community gestorben: Malte C. aus Münster. Weil er anderen Mitgliedern der Community helfen wollte. Malte C. ist ein Vorbild für uns alle. Darum möchten wir Sie herzlich bitten, ihm für seine Zivilcourage posthum das Bundesverdienstkreuz zu verleihen.


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